Musikmarkt: Die Bundestagswahl 2013 könnte eine Schicksalswahl für die Musikwirtschaft werden – Cem Özdemir und Frank Briegmann im Interview

Diesmal im Musikmarkt: Die Bundestagswahl 2013 könnte eine Schicksalswahl werden für die Musikwirtschaft. Grünen-Sprecher Cem Özdemir erklärt im Interview mit Musikmarkt, wie seine Partei den Piraten den Wind aus den Segeln nehmen will und zu den drängenden Urheberrechtsfragen steht. Im Gegenzug wünscht sich Frank Briegmann, Geschäftsführer von Universal Music, dass die Politik endlich überhaupt einmal tätig wird. Einig sind sich die beiden nur in einem Punkt: Die amtierende Regierung hat bei diesem Thema versagt.

Die vollständigen Interviews auf http://www.musikmarkt.de/urheberrecht-interviews

Die Angst vor den Piraten geht um. Bei den etablierten Parteien ebenso wie in der Musikwirtschaft. Für alle könnte die Bundestagswahl 2013 zu einer Schicksalswahl werden. Denn die neue Bundesregierung wird die gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen müssen, unter denen Musik im digitalen Zeitalter vermarktet wird. Bündnis 90/ Die Grünen, auf deren Kosten vor allem der Erfolg der Piraten geht, kommt dabei als mögliche Regierungspartie eine Schlüsselrolle zu. Bundesvorsitzender Cem Özdemir erklärt im Gespräch mit dem Branchenmagazin Musikmarkt die Position seiner Partei zu den drängenden Fragen.

Unmissverständlich stellt Özdemir klar, dass nicht nur das Urheberrecht, sondern auch das Vertragsrecht neu gestaltet werden müssen. Die diesbezügliche Arbeit der noch amtierenden Regierung bezeichnet der Politiker als „Trauerspiel“. Damit liegt er auf einer Linie mit Frank Briegmann. Der Chef des Branchenprimus Universal Music Deutschland fordert in einem weiteren Musikmarkt-Interview erst einmal, „dass der bestehende Urheberschutz endlich wirksam durchgesetzt wird“. Immerhin stellt Briegmann zufrieden fest, dass außer den Piraten alle Parteien „der absurden Idee einer Kulturflatrate mittlerweile eine Absage erteilt“ hätten. Auch die Grünen, so Özdemir, diskutieren die Flatrate nur mehr als „eine Option, keineswegs eine Forderung“.

Hier aber enden die Gemeinsamkeiten zwischen Wirtschaft und Politik. Während Briegmann „die Einführung eines mehrstufigen Warnhinweismodells“ verlangt, erklärt Özdemir im Musikmarkt, dass mit seiner Partei solche Ideen nicht umsetzbar sind: „’Warnhinweise‘ oder gar das ‚Three Strikes Modell‘ waren für uns nie ein Thema – sie stellen einen zu großen Eingriff in die Infrastruktur des Netzes dar.“

Ohne die endgültige, noch in Diskussion befindliche Position seiner Partei vorwegnehmen zu wollen, versucht sich der Grünen-Politiker an einem erstaunlichen Spagat. Einerseits verspricht Özdemir: „Wir wollen die Urheberinnen und Urheber endlich angemessen und fair an ihren Werken beteiligen.“ Andererseits prüft seine Partei für ihr Wahlprogramm die „Möglichkeiten der Veränderung und Flexibilisierung der gegenwärtig sehr langen urheberrechtlichen Schutzfristen“, und stellt sogar in Aussicht, „staatlich finanziertes Wissen und wissenschaftliche Erkenntnisse“ möglichst frei zugänglich zu machen.

Außerdem in der September-Ausgabe:
In der neuen Ausgabe widmet sich die Musikmarkt-Redaktion außerdem den beiden großen kommenden Events der deutschen Musikwirtschaft, Reeperbahn-Festival und Berlin Music Week. In Interviews verraten die Reeperbahn-Macher, dass in diesem Jahr „doppelt so viele Showcases“ geplant sind, und Berlin-Music-Week-Boss Björn Döring will mit seiner Veranstaltung „die ohnehin vorhandene Zersplitterung der gesamten Branche abbilden“. Außerdem stellt Musikmarkt, dem diesmal ein VELTINS-Arena Special als Sonderpublikation beiliegt, die Neuigkeiten der kommenden IFA vor und lässt Oliver Passek von Bündnis 90/Die Grünen erklären, wie seine Partei zur 2013 greifenden, aber umstrittenen Neuordnung der GEZ-Gebühren als Haushaltsabgabe steht: „Ja, ich finde das durchaus gerecht.“

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